Trixie Whitley Like Ivy RSD 2013 Limited Edition

Es kann sich so zugetragen haben oder auch nicht, Daniel Lanois suchte eine Sängerin für sein jüngstes musikalisches Projekt Black Dub, wurde aber nicht so richtig fündig. Es gab Aspirantinnen in bestimmt nicht geringer Anzahl. Keine war gut genug. Doch irgendwann fiel ihm ein, dass sein bereits verstorbener Freund und Singer-Songwriter Chris Whitley ja eine Tochter mit musikalischen Qualitäten hatte. Sie ist auf folgenden Alben von ihrem Vater vertreten: Terra Incognita, Rocket HousePigs Will Fly und Soft Dangerous Shores . So rief er sie an und Miss Whitley sagte zu, für ihn zu singen. Zusammen mit Brian Blade (Joni Mitchell, Wayne Shorter, Joshua Redman), einem sehr vielseitigen Schlagzeuger und Daryl Johnson (The Rolling Stones, Bob Dylan) formte man eine Super Band. Leider befindet sich die Vinylversion des ersten Albums nicht in meinem Besitz aber es ist trotzdem ein sehr hörenswertes Album;) Es geht hier aber auch um ihre derzeitige Neuerscheinung zum Record Store Day 2013: Trixie Whitley Like Ivy.

Soundcheck

Diese wunderbare 10“ Ausgabe enthält 4 Stücke, welche sich nicht auf dem aktuellen Album fourth corner befinden. Unter diesen sich glücklicherweise auch der hervorragende Titel “I’d Rather Go Blind” befindet. Dieser Track ist sehr zurückhaltend produziert nach dem Credo: Weniger ist Mehr. Nicht unerwähnt darf hier die Schlagzeugarbeit von Brian Blade bleiben. Er gibt diesem Stück, wie ich finde, eine ganz besondere Würze indem er dem cremigen Gesang Whitleys einen rhythmischen Kontrapunkt verpasst, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann. Eine sehr stimmige EP ist dies geworden – natürlich streng limitiert – die einen guten Überblick gibt, was diese Künstlerin kann. Insgesamt sind die drei anderen Stücke etwas voluminöser produziert.

Vinylcheck

Das hier vorliegende schwarze Vinyl ist einwandfrei gepresst auf dem belgischen Label Unday Records erschienen.

Trixie Whitley ist sicher zu diesem doch frühen Zeitpunkt Ihrer Karriere noch einiges zuzutrauen und ich denke, man kann sie mit einem Rohdiamanten vergleichen. Ihre Stimme, ihr musikalisches Talent und die behutsame Arbeit von erfahrenen Produzenten wie Lanois werden wohl das Ihre dazu beitragen, dass man noch einiges von ihr zu hören bekommen wird. Gespannt sein kann man, wie sie sich mit ihren nächsten Veröffentlichungen entwickeln wird.

Da dies ein Record Store Day Release ist möchte ich auch noch, aus gegebenen Anlass, Thorsten vom Recordstore in Berlin für diesen Tipp und die Platte danken.

 

Like Ivy – Trixie Whitley – Record Store Day Edition – Review- Vinyl

Trixie Whitley ist zu diesem doch frühen Zeitpunkt Ihrer Karriere noch einiges zuzutrauen und ich denke, man kann sie mit einem Rohdiamanten vergleichen.

Bewertet von Benjamin: 5.0 Sterne deluxe
*****

Inspiration – George Benson – Vinyl – Review

20130628-074637.jpgJetzt ist sie da: Die Vinylausgabe des Tribute-Albums von George Benson: „Inspiration“.
Auf diesem Album verneigt sich Benson vor einem seiner großen musikalischen Idole: Vor Nat King Cole. Cole, 1965 in Santa Monica gestorben, war sowohl ein Jazzer als auch Filmstar. Bekannt geworden ist er seinerzeit mit heutigen Evergreens, die auf jede schickere Cocktail-Party gehören, wie auch in jeden romantisch verklärten Hollywood-Filmschinken. „Unforgettable“, „Route 66“ oder „Smile“ interpretiert von Nat King Cole genießt man am besten mit einer Zigarre und einem Whiskey in Händen. Cole trat als Schauspieler in Klassikern wie Cat Ballou und Citizen Cane auf. Er war ausserdem der erste schwarze männliche Musiker, der ab 1956 eine eigene Fernsehshow in den USA hatte.

Bei soviel Vielfältigkeit und Erfolg kann man schon mal zum Idol werden – auch von selbst bekannten und erfolgreichen Musikern wie George Benson. Er selbst spielte mit vielen Jazzgrößen der 60er Jahre zusammen. Allen voran: Miles Davis beim Album „Miles in the Sky“.

Soundcheck

Bereits mit acht Jahren sang er in Nachtclubs seine ersten Songs in Anlehnung an Nat King Cole – auf dem Album findet sich als Intro eine Version von „Mona Lisa“. Gleich im Anschluß geht es los mit dem größten Big Band Sound, den man sich vorstellen kann. „Just one of those things“ swingt los und fliegt über das 60er Jahre Las Vegas. In diesem Track hört man überigens eine Spezialität von George Benson: Den Unisono-Scat – also die Begleitung der instrumentalen Melodie mit der Stimme.

Im krassen Bruch dazu interpretiert Benson „Unforgettable“ in seinem leichten Pop-Stil, gefolgt von „Walkin‘ My Baby“ und „When I Fall in Love“. Dann kracht es wieder mit „Route 66“. Bei dem Track kickt es immer ein wenig mehr – und bei dieser Version ist es nicht anders.

Träumen? Gern. Mit „Nature Boy“ erreichte Cole 1948 internationalen Erfolg. Das ist auch kein Wunder bei der dahinschmelzenden Nummer mit dem Kernsatz „The greatetst thing you’ll ever learn, is just to love and be loved in return“. Auch hier kommt eine Benson-Spezialität rein: Sein ungeheuer einfühlsames Gitarrenspiel auf seiner eigens mit Ibanez entwickelten Vollresonanzgitarre.

Nach „Ballerina Dance“ folgt die ursprünglich von Charlie Chaplin stammende Komposition „Smile“. Also – das Stück begeistert. Nicht nur, dass es in der Anlage bereits berührend ist, Benson bringt es mit der passenden Fröhlichkeit rüber. Ich glaub‘ ihm richtig, wenn er sagt: „Weinen macht keinen Sinn“. Macht et ja auch nicht 😉 In diesem Stück wird Benson von dem deutschen Till Brönner mit der Trompete unterstützt.

Die R’n’B-Sängerin Judtih Hill begleitet ihn im Duett „Too Young“.

Vinyl-check

Die Platte ist so produziert, wie man es von einer Benson-Platte gewohnt ist. Die Scheibe zeichnet sich nicht durch große Dynamik aus, sie lehnt sich im Stil eher an Pop-Produktionen der 80er an. Interessant ist das im Vergleich zu den ursprünglichen Veröffentlichungen Coles. Alles wirkt wie renoviert. Alte kratzige Mono-Aufnahmen werden durch das Tribute-Album sauber gewaschen. Das macht die Musik „originaler“ – es geht aber leider auch ein wenig Charme des Alten verloren.

20130628-074646.jpgDas Vinyl selber ist tadellos verarbeitet. Keine Höhenschläge, astrein zentriert – dem Musikgenuss steht nichts im Wege. Viel Spaß bei der Zeitreise in die alte Welt.

01. Mona Lisa (Little Georgie Benson)
02. Just One Of Those Things
03. Unforgettable (feat. Wynton Marsalis)
04. Walkin’ My Baby
05. When I Fall In Love (feat. Idina Menzel)
06. Route 66
07. Nature Boy
08. Ballerina
09. Smile (feat. Till Brönner)
10. Straighten Up And Fly Right
11. Too Young (feat. Judith Hill)
12. I’m Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter
13. Mona Lisa

Inspiration – George Benson – Vinyl – Review

George Benson interpretiert die größten Hits von Nat King Cole neu

Eine schöne Reminiszenz an einen klassischen Crooner und ein Multitalent. George Benson poliert die alten Evergreens mit Routine auf.

Bewertet von Marcel: 3.5 Sterne deluxe
***1/2

K-OS – BLack on BLonde – Vinyl Limited Edition

BLack_on_blonde_k_os_vinyl_limited_editionZu diesem vielseitigen Hip-Hop Künstler aus Kanada bin ich vor ein paar Jahren gekommen, als ich mit Freunden in einem Auto auf dem Weg zu einem Konzert war. Jemand hat ein Tape reingeschoben und da erwachte die Begeisterung. Ein unwahrscheinlich vielseitiger Künstler, der Hip Hop immer wieder mit virtuoser Gitarrenmusik und verschiedenen anderen Stilen wie Reggae, Jazz und Rock verbindet. Ich finde es in der Retrospektive äußerst Begrüssenswert, dass er mit seinem Debutalbum nicht den Titel bewahrheitet hat, es hieß „Exit“ und der Titel war so gewählt, dass es auch sein letztes sein sollte. Die Musikwelt wäre wohl ein gutes Stück ärmer ohne diesen Ausnahmekünstler.

Soundcheck

Das neueste Werk ist in zwei Teile unterteilt, eine Black-Seite(Hip-Hop bzw. R’n’B lastig) und eine Blonde-Seite(rocklastig). In dem vorliegenden Album, vor allem der ersten Hälfte, ist für meinen Geschmack leider ein wenig sehr in Richtung poppigem Dancefloor Hip-Hop abgedriftet, hier befinden sich die Songs, die vermutlich ausgekoppelt werden und für den Cash-Flow verantwortlich sind. Die zweite Hälfte wird dann viel experimentierfreudiger und rockiger. Hier kommen wieder die frickeligen Elemente und ein deutlich gitarrenbetonter Sound, wie man ihn gewöhnt ist. Trotzdem ziemlich nach-vorne-gehend und sehr beweglich aber sicher hat dies nicht viel mit einer klassischen Black-Music Platte zu tun. Dies ist eher Hip Hop der einem von Leuten empfohlen wird, die sonst mit dem Genre nicht viel anfangen können, was hier als Kompliment zu verstehen ist.

Vinyl-check

Mir liegt hier die limitierte Version auf Vinyl vor, welche ein paar Besonderheiten aufweist: Zum einen ist es nur eine Platte die 10 Tracks und somit nur einen Ausschnitt der insgesamt 19 Titel der kompletten LP enthält. Zudem ist es eine hübsche Picture Disc die in Schwarz (BLack) und Honigfarben (BLonde) abwechselnd auf meinem Spieler ihre Runden dreht. Ungewöhnlich zu dem ist, dass sie ein normales Cover besitzt und nicht wie normale Picture Discs in einem einfachen Cover steckt, in dem man die Platte sieht. Hierbei handelt es sich wohl um eine nur für den europäischen Markt gefertigte Ausgabe. Glücklicherweise muss der Vinylbesitzer nicht auf die restlichen Titel verzichten. Diese befinden sich auf dem beiliegenden Download-Zettel. Insgesamt eine schöne Idee, die vermutlich eher den Schallplatten-Liebhabern als dem Kommerz geschuldet ist.

BLack on BLonde – K-OS – Vinyl – Limited Edition

Hip Hop und Rock – alles hat zwei Seiten

Das neueste Werk ist in zwei Teile unterteilt, eine Black-Seite(Hip-Hop bzw. R’n’B lastig) und eine Blonde-Seite(rocklastig). Das Album zeugt von der Vielseitigkeit der Kanadier.

Bewertet von Benjamin: 4.0 Sterne deluxe
****

Let’s Groove Tonight 2013 – Daft Punk Flash Back

Random Access Memories – Daft Punk – Vinyl

Daft Punk Vinyl CoverLet’s Groove Tonight – Share the Spice of Life (Erste Zeile – Earth, Wind & Fire, Let’s Groove tonight). Beim ersten Hören von „Give Life Back To Music“, dem ersten Track auf „Random Access Memories“, hatte ich direkt erst mal keinen Bock mehr. Ein Gloria Gaynor-würdiges „I Will Survive“-Intro gefolgt von Earth, Wind & Fire-Beats und „Another One Bites the Dust“-Hook-Lines haben mich an die Vergangenheit erinnert. Und Vergangenheit erwarte ich nicht von einer ehemaligen Avantgarde-Band wie Daft Punk. Selbst die getalkboxte Stimme ist nicht nur Reminiszenz an die Disco-Zeit – sie ist die Disco-Zeit selbst im Jahr 2013.

Die zweite Nummer „The Game of Love“ ist quasi die Downtempo-Variante zum Schmusen mit derselben Talkbox-Stimme und den leicht hektischen Funky-Gitarrenlicks im Hintergrund, ein wenig aufgeweicht durch Synthie. Auch keine Nummer, die den versaubeutelten ersten Eindruck wieder gut machen kann. Kein Track, der an die große Daft Punk-Zeit erinnert.

Vinyl Pack Random Access Memories

Ich hab‘ die Scheibe also erst mal weggestellt und als Retroquatsch abgetan.

Zwei Wochen später sprach mich dann ein Kollege auf eben diese Random Access Memories an und fragte, wie ich die denn fände – meine Meinung hat er dann gehört. Aber er hat mich noch mal drauf gebracht und ich habe mit dem dritten Track angefangen. BÄM! Das war’s.

Giorgio by Moroder

Wer ist der Typ, der da (hier in Köln sagt man) ein‘ vom Pferd erzählt?! Und dann auch noch so lange? Cover… Giorgio Moroder? Wer? Also hier kommt’s: Giorgio Moroder ist ein italienischer Produzent und Musiker, der den Disco-Sound seit Anbeginn der Ära mitgeprägt hat. Er ist der Produzent von „Flashdance“ (Theme), „Take my Breath Away“ (Top-Gun-Theme), Produzierte Freddy Mercury, Gianna Nannini, Barabara Streisand, Limahl, Chaka Kahn, Elton John, Cher, Blondie, Bowie, Donna Summer und – jetzt haltet Euch fest – Mary Roos. Er kennt sie alle, er ist – seitdem er 19 Jahre alt ist – unterwegs und tourt, spielt, schreibt und produziert. Alleine für das Näherbringen dieser fantastischen Vita bin ich den beiden Franzosen von Daft Punk dankbar.

Aber der Track ist schon Zucker – und vor allem kommen hier Daft Punk zum ersten Mal so richtig zur Geltung. Die erste Hälfte des Tracks ist klassisch Disco-Sound-mäßig gehalten – aber bei 5:49 setzt der Breakbeat ein und die Nummer wird breiter, erfrischender und auch ein wenig hektischer. Das ganze dauert 8 Minuten und der simple und dadurch durchschaubare Aufbau wird klar – es fängt an Spaß zu machen.

Within

Dann wird’s wieder ruhig – eine Ballade die zerbrechlich mit Flügel-Sound beginnt. Dann setzt eine große Bühne mit dem Schlagzeug ein und die Talk-Box kommt wieder und singt:

I’ve been, for sometime, looking for someone
Fighting to know them
Please tell me who I am

..und erinnert an einen einsamen Roboter, der wie Wall-E in der Ecke hockt und seiner Eve nachtrauert. Zum Heulen und zum Freuen gut produziert.Die Beats kommen vom Schlagzeug und nicht aus der Maschine – alles wirkt organisch und lebendig. Das ist eine Stimmung, die man nicht mehr so häufig bekommt. Hier bedienen sich Daft Punk auch am Sound-Baukasten ihrer Landsmänner AIR.

Instant CrushRandom Access Memories auf DUAL 1009

Was soll ich sagen – Instant Crush on that Track. Ein Einstieg wie in den 80ern von „Coming Around Again“ von Carly Simon, ein sanftes Geplätscher bis zum Refrain. Typischer Daft Punk Sound aus dem Autotune – gesungen von Julian Casablancas, dem Sänger der Strokes – der Moog auf dem rechten Kanal macht die Gänsehaut und der Basslauf kümmert sich um die Ebenen darunter. Ich glaube, Daft Punk wussten, wieso sie den Track Instant Crush genannt haben. Wenn es Euch auch so geht, würde ich mich über einen Kommentar freuen.
„Loose Yourself to Dance“ ist eine gute Funk-Nummer mit Ohrwurmcharakter. Das soll genügen.

Touch

„Touch“ spielt ebenfalls mit dem Roboter-Bild – das Intro verscrambled, aus unheimlichen Sphären spricht die Stimme „Touch, I remember touch – where do I belong“ bis sich alles klärt und Paul Williams‘ Stimme deutlich wird. Er erzählt, dass er sich an „Touch“ erinnert – er aber noch mehr braucht als die Erinnerung (Mensch, wat poetisch, ne? ;)). Es folgt eine Saloon-Piano-Cabaret-Show-Einlage, die laut und fröhlich wird. Dann kommt quasi die Zwischenbilanz – die Talk-Box sagt „If Love is the Answer you’re Home“. Das singt dann in einer anschwellenden Fläche von Streichern auch ein Mädchenchor – so lange im Crescendo bis alles abbricht und Paul William’s singt:

„Touch, sweet touch, you’ve given me too much to feel. Sweet touch, you’ve almost convinced me I’m real. I need something more – I need something more.“ Und versinkt in der Stille. Das nenn‘ ich mal eine eindrucksvolle Nummer. Eine zwiespältige Beziehung zum „Touch“ – schön, wenn’s da ist – schlimmer wenn es da war aber nicht mehr ist. Seufz… 😉

Auf die Titel Get Lucky, Beyond, Motherboard, Fragments Of Time und Doin‘ It Right möchte ich nicht näher eingehen. Sehr wohl aber auf

Contact,

einer fein sphärischen aber tanzbaren Nummer mit Energie und Breakbeats. Das Intro ist ein Sample von Eugene Cernan aus der Apollo 17 Mission, was den spaceigen Charakter des Tracks unterstützt. Dann haut eine gut übersteuerte Orgel rein und plästert das ganze Stück ihr h-G-D-A bis zum geräuschvollen Ende. Ein grandioses Ende für eine grandiose Scheibe.

Vinylqualität, Produktion und Mastering

Das Vinyl gehört zum Besten, was man aus der Pressmaschine bekommen kann. Sauber, statisch nicht zu sehr aufgeladen und perfekt zentriert, keine Höhenschläge. Natürlich als Doppelalbum komLabel Columbia Daft Punk Random Access Memoriesmen die Scheiben mit einem Schmankerl daher – das Label ist das alte Columbia-Label der 80er Jahre. Hier wurde Retro zu Ende gedacht.

Die Produktion ist perfekt analogtauglich. Wie ein Kollege von mir meinte: Das Album ist gar nicht produziert. Und er hat Recht. Die größtenteils elektronisch anmutenden Tracks sind zu großen Teilen organisch – also mit analogen Instrumenten – eingespielt. Dabei wurde Wert auf Klangtransparenz gelegt – keine Produktion, die aus allen Instrumenten einen Brei mischt, nein. Alles ist fein zu orten – alles wirkt warm und präsent.

Fazit:

Wenn Ihr schon reingehört habt und es bei den ersten beiden Tracks belassen habt – gebt dem Album noch eine Chance. Es ist es Wert. Nicht stilbildend aber stilerinnernd ist das Album, dessen Tracks uns wahrscheinlich noch lange im Radio oder auf den Tanzflächen dieser Welt begegnen werden. Ein Meisterwerk.

Random Access Memories – Daft Punk – Vinyl

A modern Classic – das Album wird überdauern

Random Access Memories sind eine Hommage an die Disco-Zeit – mit Einflüssen der Moderne. Ein Album, dass ein zweites und ein drittes Hören braucht, dann aber einschlägt wie eine Bombe. Super Vinyl-Qualität!

Bewertet von Marcel: 5.0 Sterne deluxe
*****

 

Jóhann Jóhannsson – Englabörn – „Holy Minimalism“ aus Island

Jóhann Jóhannsson Englabörn VinylKeine Neuveröffentlichung, keine Neuerscheinung. Dieser Artikel ist allein aus der Faszination über dieses Album entstanden, das ich im letzten Jahr in Reykjavik gekauft habe: „Englabörn“ von Jóhann Jóhannsson. Eigentlich heißt er nur Jóhann, weil die Menschen in Island ja nun nicht wirklich Nachnamen haben. Der Rest der Welt scheint aber auf einen Nachnamen nicht verzichten zu wollen. Und so veröffentlicht er seit 2002 unter diesem Namen.

Aus 2002 stammt auch das Album „Englabörn“  – quasi sein Erstlingswerk: Ein Soundtrack zu einem Theaterstück, das ebenfalls „Englabörn“ heißt und vom Schriftsteller Hávar Sigurjónsson stammt. Die Stücke des Albums sind klassisch in ein Hauptthema und mehrere Sub-Themen unterteilt, die sich allesamt in abgewandelten Formen und Reprisen immer wiedererkennen lassen. Hierbei sticht das Hauptthema „Odi et Amo“ besonders heraus – das, was knapp „Ich hasse und ich Liebe“ bedeutet, kommt auf der Schallplatte mehrfach vor – als Intro mit fast fröhlichen Streichern, gesungen von einer ordentlich verfremdeten Stimme in lateinischer Sprache. „Odi et Amo“ ist ruhig und beruhigend zugleich. Dieses Stück steht klar für die Liebe in diesem janusköpfigen Thema. Aber schon in Sálfræ∂ingur wird es bedrohlich – es wird düster und das Thema versteckt sich in den in den Hintergrund getretenen Violinen, die mit schnellen Auf- und Abstrichen eine hektische und leicht bedrohliche Atmosphäre aufkommen lassen. Zum „Odi“ kommt des dann aber ganz klar im Finale. „Odi et Amo“ – Bis ist eine stark verlangsamte Version von der Eröffnung. Wie sich ein zu langsam abgespieltes Tonband anhört, ist bestimmt bekannt. Dass sich sowas sehr gespenstisch anhören kann auch. Hier ist es genau so. Das Finale macht Angst – der Charakter des Urthemas hat sich gewandelt.

Der Stil Jóhannssons ist am besten mit der Richtung „Holy Minimalsim“ beschrieben, eine sakrale Entwicklungsrichtung der Minimal Music. Bekannte Vertreter im säkularen Bereich sind Philip Glass, Steve Reich und Terry Riley – im sakralen Bereich zählen dazu Komponisten wie Arvo Pärt und John Taverner. „Holy Minimalism“ und „Minimal Music“ haben den musikalischen Stil gemein – der „Holy Minimalism“ widmet seine Musik aber spirituellen Themen und schafft es mit dem minimalistischen Rahmen ganz beeindruckende und reduzierte Gefühle zu induzieren. Wie der Titel des Albums „Englabörn“ schon sagt, geht es hier um der Isländer liebstes Thema: Engel und andere transzendentale Wesen.

Jóhann versteht es genauso wie viele andere zeitgenössische Komponisten aus Island, mit einer Mischung aus traditioneller Komposition und Elementen des Post-Rock Musik mit emotionalem Subtext zu produzieren. Ähnlich macht es ja auch Ólafur Arnalds und in gewisser Weise auch Sigur Rós. „Englabörn“ ist gedacht als akustisches Komplementärwerk zum wohl ziemlich brutalen Theaterstück – es wirkt aber auch quasi „Stand-Alone“.

Die Produktion ist makellos und teils sehr dynamisch. Eine besondere Herausforderung für Laufwerk und Verstärkungskette ist der Track „Ba∂“, der mit Glockenspiel, gestrichenen Saiten eines Tasteninstruments und einer dezenten Trompete gespielt wird. Vor allem die subtile Unruhe durch eine Geräuschkulisse gegen Ende des Stücks bekommt man nur mit, wenn der Abtaster gut und das Laufwerk rumpelfrei läuft.

Das Album gibt es zurzeit noch als Wiederveröffentlichung aus 2009 bei Amazon.

Engalbörn – Jóhann Jóhannsson [Vinyl]

Englabörn – himmlischer Soundtrack aus Island

Englabörn ist die Initialzündung der Karriere Jóhann Jóhannssons gewesen und begeistert durch die gekonnte Mischung aus klassischer Komposition und Anleihen aus der Minimal Music. Wer isländische Musik und Ihre spirituelle Verklärtheit liebt, wird auch dieses Album lieben

Bewertet von Marcel: 4.5 Sterne deluxe
****1/2