Let’s Groove Tonight 2013 – Daft Punk Flash Back

Random Access Memories – Daft Punk – Vinyl

Daft Punk Vinyl CoverLet’s Groove Tonight – Share the Spice of Life (Erste Zeile – Earth, Wind & Fire, Let’s Groove tonight). Beim ersten Hören von „Give Life Back To Music“, dem ersten Track auf „Random Access Memories“, hatte ich direkt erst mal keinen Bock mehr. Ein Gloria Gaynor-würdiges „I Will Survive“-Intro gefolgt von Earth, Wind & Fire-Beats und „Another One Bites the Dust“-Hook-Lines haben mich an die Vergangenheit erinnert. Und Vergangenheit erwarte ich nicht von einer ehemaligen Avantgarde-Band wie Daft Punk. Selbst die getalkboxte Stimme ist nicht nur Reminiszenz an die Disco-Zeit – sie ist die Disco-Zeit selbst im Jahr 2013.

Die zweite Nummer „The Game of Love“ ist quasi die Downtempo-Variante zum Schmusen mit derselben Talkbox-Stimme und den leicht hektischen Funky-Gitarrenlicks im Hintergrund, ein wenig aufgeweicht durch Synthie. Auch keine Nummer, die den versaubeutelten ersten Eindruck wieder gut machen kann. Kein Track, der an die große Daft Punk-Zeit erinnert.

Vinyl Pack Random Access Memories

Ich hab‘ die Scheibe also erst mal weggestellt und als Retroquatsch abgetan.

Zwei Wochen später sprach mich dann ein Kollege auf eben diese Random Access Memories an und fragte, wie ich die denn fände – meine Meinung hat er dann gehört. Aber er hat mich noch mal drauf gebracht und ich habe mit dem dritten Track angefangen. BÄM! Das war’s.

Giorgio by Moroder

Wer ist der Typ, der da (hier in Köln sagt man) ein‘ vom Pferd erzählt?! Und dann auch noch so lange? Cover… Giorgio Moroder? Wer? Also hier kommt’s: Giorgio Moroder ist ein italienischer Produzent und Musiker, der den Disco-Sound seit Anbeginn der Ära mitgeprägt hat. Er ist der Produzent von „Flashdance“ (Theme), „Take my Breath Away“ (Top-Gun-Theme), Produzierte Freddy Mercury, Gianna Nannini, Barabara Streisand, Limahl, Chaka Kahn, Elton John, Cher, Blondie, Bowie, Donna Summer und – jetzt haltet Euch fest – Mary Roos. Er kennt sie alle, er ist – seitdem er 19 Jahre alt ist – unterwegs und tourt, spielt, schreibt und produziert. Alleine für das Näherbringen dieser fantastischen Vita bin ich den beiden Franzosen von Daft Punk dankbar.

Aber der Track ist schon Zucker – und vor allem kommen hier Daft Punk zum ersten Mal so richtig zur Geltung. Die erste Hälfte des Tracks ist klassisch Disco-Sound-mäßig gehalten – aber bei 5:49 setzt der Breakbeat ein und die Nummer wird breiter, erfrischender und auch ein wenig hektischer. Das ganze dauert 8 Minuten und der simple und dadurch durchschaubare Aufbau wird klar – es fängt an Spaß zu machen.

Within

Dann wird’s wieder ruhig – eine Ballade die zerbrechlich mit Flügel-Sound beginnt. Dann setzt eine große Bühne mit dem Schlagzeug ein und die Talk-Box kommt wieder und singt:

I’ve been, for sometime, looking for someone
Fighting to know them
Please tell me who I am

..und erinnert an einen einsamen Roboter, der wie Wall-E in der Ecke hockt und seiner Eve nachtrauert. Zum Heulen und zum Freuen gut produziert.Die Beats kommen vom Schlagzeug und nicht aus der Maschine – alles wirkt organisch und lebendig. Das ist eine Stimmung, die man nicht mehr so häufig bekommt. Hier bedienen sich Daft Punk auch am Sound-Baukasten ihrer Landsmänner AIR.

Instant CrushRandom Access Memories auf DUAL 1009

Was soll ich sagen – Instant Crush on that Track. Ein Einstieg wie in den 80ern von „Coming Around Again“ von Carly Simon, ein sanftes Geplätscher bis zum Refrain. Typischer Daft Punk Sound aus dem Autotune – gesungen von Julian Casablancas, dem Sänger der Strokes – der Moog auf dem rechten Kanal macht die Gänsehaut und der Basslauf kümmert sich um die Ebenen darunter. Ich glaube, Daft Punk wussten, wieso sie den Track Instant Crush genannt haben. Wenn es Euch auch so geht, würde ich mich über einen Kommentar freuen.
„Loose Yourself to Dance“ ist eine gute Funk-Nummer mit Ohrwurmcharakter. Das soll genügen.

Touch

„Touch“ spielt ebenfalls mit dem Roboter-Bild – das Intro verscrambled, aus unheimlichen Sphären spricht die Stimme „Touch, I remember touch – where do I belong“ bis sich alles klärt und Paul Williams‘ Stimme deutlich wird. Er erzählt, dass er sich an „Touch“ erinnert – er aber noch mehr braucht als die Erinnerung (Mensch, wat poetisch, ne? ;)). Es folgt eine Saloon-Piano-Cabaret-Show-Einlage, die laut und fröhlich wird. Dann kommt quasi die Zwischenbilanz – die Talk-Box sagt „If Love is the Answer you’re Home“. Das singt dann in einer anschwellenden Fläche von Streichern auch ein Mädchenchor – so lange im Crescendo bis alles abbricht und Paul William’s singt:

„Touch, sweet touch, you’ve given me too much to feel. Sweet touch, you’ve almost convinced me I’m real. I need something more – I need something more.“ Und versinkt in der Stille. Das nenn‘ ich mal eine eindrucksvolle Nummer. Eine zwiespältige Beziehung zum „Touch“ – schön, wenn’s da ist – schlimmer wenn es da war aber nicht mehr ist. Seufz… 😉

Auf die Titel Get Lucky, Beyond, Motherboard, Fragments Of Time und Doin‘ It Right möchte ich nicht näher eingehen. Sehr wohl aber auf

Contact,

einer fein sphärischen aber tanzbaren Nummer mit Energie und Breakbeats. Das Intro ist ein Sample von Eugene Cernan aus der Apollo 17 Mission, was den spaceigen Charakter des Tracks unterstützt. Dann haut eine gut übersteuerte Orgel rein und plästert das ganze Stück ihr h-G-D-A bis zum geräuschvollen Ende. Ein grandioses Ende für eine grandiose Scheibe.

Vinylqualität, Produktion und Mastering

Das Vinyl gehört zum Besten, was man aus der Pressmaschine bekommen kann. Sauber, statisch nicht zu sehr aufgeladen und perfekt zentriert, keine Höhenschläge. Natürlich als Doppelalbum komLabel Columbia Daft Punk Random Access Memoriesmen die Scheiben mit einem Schmankerl daher – das Label ist das alte Columbia-Label der 80er Jahre. Hier wurde Retro zu Ende gedacht.

Die Produktion ist perfekt analogtauglich. Wie ein Kollege von mir meinte: Das Album ist gar nicht produziert. Und er hat Recht. Die größtenteils elektronisch anmutenden Tracks sind zu großen Teilen organisch – also mit analogen Instrumenten – eingespielt. Dabei wurde Wert auf Klangtransparenz gelegt – keine Produktion, die aus allen Instrumenten einen Brei mischt, nein. Alles ist fein zu orten – alles wirkt warm und präsent.

Fazit:

Wenn Ihr schon reingehört habt und es bei den ersten beiden Tracks belassen habt – gebt dem Album noch eine Chance. Es ist es Wert. Nicht stilbildend aber stilerinnernd ist das Album, dessen Tracks uns wahrscheinlich noch lange im Radio oder auf den Tanzflächen dieser Welt begegnen werden. Ein Meisterwerk.

Random Access Memories – Daft Punk – Vinyl

A modern Classic – das Album wird überdauern

Random Access Memories sind eine Hommage an die Disco-Zeit – mit Einflüssen der Moderne. Ein Album, dass ein zweites und ein drittes Hören braucht, dann aber einschlägt wie eine Bombe. Super Vinyl-Qualität!

Bewertet von Marcel: 5.0 Sterne deluxe
*****

 

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