Elbjazz komplett hören

Für alle Jazz-Liebhaber:

Hier kann man ein tolles Jazz Festival komplett hören:

Elbjazz

Die komplette Jazz Nacht vom September 2013 mit Jamie Cullum, Joshua Redman, Chilly Gonzales und anderen. Zwischendurch a m Mikrofon: Sarah Seidel.

Länge des streams ungefähr 7 1/2 Stunden.

Inspiration – George Benson – Vinyl – Review

20130628-074637.jpgJetzt ist sie da: Die Vinylausgabe des Tribute-Albums von George Benson: „Inspiration“.
Auf diesem Album verneigt sich Benson vor einem seiner großen musikalischen Idole: Vor Nat King Cole. Cole, 1965 in Santa Monica gestorben, war sowohl ein Jazzer als auch Filmstar. Bekannt geworden ist er seinerzeit mit heutigen Evergreens, die auf jede schickere Cocktail-Party gehören, wie auch in jeden romantisch verklärten Hollywood-Filmschinken. „Unforgettable“, „Route 66“ oder „Smile“ interpretiert von Nat King Cole genießt man am besten mit einer Zigarre und einem Whiskey in Händen. Cole trat als Schauspieler in Klassikern wie Cat Ballou und Citizen Cane auf. Er war ausserdem der erste schwarze männliche Musiker, der ab 1956 eine eigene Fernsehshow in den USA hatte.

Bei soviel Vielfältigkeit und Erfolg kann man schon mal zum Idol werden – auch von selbst bekannten und erfolgreichen Musikern wie George Benson. Er selbst spielte mit vielen Jazzgrößen der 60er Jahre zusammen. Allen voran: Miles Davis beim Album „Miles in the Sky“.

Soundcheck

Bereits mit acht Jahren sang er in Nachtclubs seine ersten Songs in Anlehnung an Nat King Cole – auf dem Album findet sich als Intro eine Version von „Mona Lisa“. Gleich im Anschluß geht es los mit dem größten Big Band Sound, den man sich vorstellen kann. „Just one of those things“ swingt los und fliegt über das 60er Jahre Las Vegas. In diesem Track hört man überigens eine Spezialität von George Benson: Den Unisono-Scat – also die Begleitung der instrumentalen Melodie mit der Stimme.

Im krassen Bruch dazu interpretiert Benson „Unforgettable“ in seinem leichten Pop-Stil, gefolgt von „Walkin‘ My Baby“ und „When I Fall in Love“. Dann kracht es wieder mit „Route 66“. Bei dem Track kickt es immer ein wenig mehr – und bei dieser Version ist es nicht anders.

Träumen? Gern. Mit „Nature Boy“ erreichte Cole 1948 internationalen Erfolg. Das ist auch kein Wunder bei der dahinschmelzenden Nummer mit dem Kernsatz „The greatetst thing you’ll ever learn, is just to love and be loved in return“. Auch hier kommt eine Benson-Spezialität rein: Sein ungeheuer einfühlsames Gitarrenspiel auf seiner eigens mit Ibanez entwickelten Vollresonanzgitarre.

Nach „Ballerina Dance“ folgt die ursprünglich von Charlie Chaplin stammende Komposition „Smile“. Also – das Stück begeistert. Nicht nur, dass es in der Anlage bereits berührend ist, Benson bringt es mit der passenden Fröhlichkeit rüber. Ich glaub‘ ihm richtig, wenn er sagt: „Weinen macht keinen Sinn“. Macht et ja auch nicht 😉 In diesem Stück wird Benson von dem deutschen Till Brönner mit der Trompete unterstützt.

Die R’n’B-Sängerin Judtih Hill begleitet ihn im Duett „Too Young“.

Vinyl-check

Die Platte ist so produziert, wie man es von einer Benson-Platte gewohnt ist. Die Scheibe zeichnet sich nicht durch große Dynamik aus, sie lehnt sich im Stil eher an Pop-Produktionen der 80er an. Interessant ist das im Vergleich zu den ursprünglichen Veröffentlichungen Coles. Alles wirkt wie renoviert. Alte kratzige Mono-Aufnahmen werden durch das Tribute-Album sauber gewaschen. Das macht die Musik „originaler“ – es geht aber leider auch ein wenig Charme des Alten verloren.

20130628-074646.jpgDas Vinyl selber ist tadellos verarbeitet. Keine Höhenschläge, astrein zentriert – dem Musikgenuss steht nichts im Wege. Viel Spaß bei der Zeitreise in die alte Welt.

01. Mona Lisa (Little Georgie Benson)
02. Just One Of Those Things
03. Unforgettable (feat. Wynton Marsalis)
04. Walkin’ My Baby
05. When I Fall In Love (feat. Idina Menzel)
06. Route 66
07. Nature Boy
08. Ballerina
09. Smile (feat. Till Brönner)
10. Straighten Up And Fly Right
11. Too Young (feat. Judith Hill)
12. I’m Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter
13. Mona Lisa

Inspiration – George Benson – Vinyl – Review

George Benson interpretiert die größten Hits von Nat King Cole neu

Eine schöne Reminiszenz an einen klassischen Crooner und ein Multitalent. George Benson poliert die alten Evergreens mit Routine auf.

Bewertet von Marcel: 3.5 Sterne deluxe
***1/2

George Benson veröffentlicht Tribute – Album an Nat King Cole

A Tribute to Nat King Cole
A Tribute to Nat King Cole

Morgen ist es soweit – morgen veröffentlicht George Benson – der legendäre Scatter und Pop-Jazzer sein Tribute Album an Nat King Cole: „Inspiration“. Benson, selbst zehnfacher Grammy-Gewinner und seit langem selbst Legende, bringt dreizehn bekannte Stücke von Nat King Cole in seiner einzigartigen Art auf’s Vinyl. Aber nicht nur er – auch Trompeter Wynton Marsalis („Unforgettable“), Broadway-Sängerin Idina Menzel („When I fall in Love“), der Viersener Till Brönner – ebenfalls Trompeter – („Smile“) und R’n’B-Sängerin Judith Hill (ehemals Backing-Vocals bei Anastacia und Robbie Williams, „Too Young“) unterstützen den gebürtigen Pittsburgher bei seinen Neuinterpretationen des Crooners Cole.

Wem Benson allerdings gerade gar nichts sagt, der möge sich doch bitte mal „Breezin'“ oder „Give me the Night“ anhören. Ihr werdet sehen – wir alle kennen mehr von Benson, als wir glauben.

Die CD wird morgen in die Läden kommen – das Album als Vinyl kommt etwas später auf den Markt, weshalb ich Euch hier noch keine Qualitätsanalyse schreiben kann. Sobald mir die Scheibe vorliegt, werde ich das schleunigst nachholen.

Bohren und der Club of Gore-Dolores und der Schmerz auf Schallplatte

Fangen wir heute mal mit etwas anderem als der schlichten Beschreibung von Musik auf Vinyl an. Fangen wir mit einem Live-Auftritt der Band Bohren und der Club of Gore an und zwar in ihrer Heimatstadt Mülheim a.d. Ruhr. Diese Stadt hat zwei Theater-Spielstätten, wovon eine das Theater am Raffelberg ist und zu den idealistischsten und renommiertesten Ensembles gehört. Diese Gruppe, die seit Jahren von Roberto Ciulli geleitet wird, veranstaltet jährlich im Raffelberg-Park die weißen Nächte von Mülheim. Grundsätzlich wird das Theater von drinnen nach draußen verlagert, kostenfrei gemacht und mit einem Rahmenprogramm garniert. Dazu gibt es eine Bühne, die halb in das Wasser des Raffelberger Sees ragt, die nur aus Traversen besteht, weshalb ein Blick an dem Bühnentreiben vorbei auf den See und die Büsche und Bäume des Parks möglich ist. Die farbige Beleuchtung des Parks hebt die Stimmung dazu noch besonders hervor.

Und hier kommen wir auch schon zu Bohren und dem Club of Gore. Wer die Musik – gerne beschrieben als Gore-Jazz – noch nicht kennt, kann sich auch nicht ausmahlen, was in jemandem (also mir) vorgeht, der die Location und das Setting kennt und dann davon hört, dass diese Band genau dort spielt. Vielleicht könnt Ihr das ja im Nachhinein nachvollziehen, wenn Ihr die aktuelle Schallplatte von Bohren und der Club of Gore auf dem Plattenteller drehen seht und die entspannt bis lethargisch anmutenden fast-schon-nicht-mehr Rhythmen der Mülheimer hört. Denn allein durch diesen Eindruck kommt man in eine andere – viel langsamere Welt. Wem die Musik von Sigur Rós was sagt, dem würde ich Bohren so beschreiben, als hätten Sigur Rós eine ganze Familienpackung Downer geschluckt und würden damit eher Klangflächen als Musik erzeugen.

Aber das Ergebnis ist alles andere als schlecht! Im Gegenteil. Wenn sich eine Situation ergibt, in der diese Musik passt – z.B. beängstigend während Weltuntergangsstimmungen kurz nach oder während eines Unwetters oder hypnotisierend während eines Konzerts in dem oben beschriebenen Setting – schlägt sie ein wie eine Bombe – nur sehr, sehr langsam. Letztere Situation ist natürlich mit einer Schallplatte nicht zu erreichen, es sei denn man betriebe eine Menge Aufwand 😉 Aber gerade das Unwetterszenario eignet sich für die Mülheimer Gore-Jazzer und die heimische Stereoanlage.

Dass das passt, erklärt sich schon allein aus der Definition des „Gore“. Gore ist englisch und bedeutet als Subjekt Blut oder geronnenes Blut – als Verb „durchbohren“ oder schlicht „bohren“. Die Band heißt also in komplett deutscher Version „Bohren und der Club des Bohrens“ – oder „des Bluts“ natürlich. Diese unheimliche Bezeichnung rührt von einer Gattung des Horror- bzw. Splatterfilms her, bei dem nicht das Morden und blutrünstige Umbringen im Mittelpunkt steht, sondern eher das Ergebnis solcher Taten: Blut, geronnenes Blut in seiner ganzen Pracht.

Genauso spielen Bohren auf ihrer zuletzt erschienenen Schallplatte „Dolores“. Ganz langsam, wie das Blut aus einer frisch geschlagenen Wunde dickflüssig heraus quillt, über durchschnittlich sechs Minuten zu einem fließenden Bach zusammenläuft, um dann am Ende jeder Schallplatten-Seite zu gerinnen und zu erstarren…

Sehr pathetisch – zugegeben. „Dolores“ eignet sich ganz prima als Fahrstuhlmusik bei den Munsters oder als Untermalung eines Halloween-Diners – das Album ist aber auch Aspirin gegen einen gehetzten Tag. Zum „cool down“ ist nichts besser geeignet als diese entschleunigte Schallplatte. Wenn nicht maximal drei Tracks auf einer Schallplatten-Seite währen und man notgedrungen die Seite wechseln müsste, erstarrte man ebenso wie beschriebenes Blut.

Produziert ist das Album vorbildlich. Es ist nicht unbedingt audiophil – dazu stellt die Instrumentation auch nicht die beste, weil elektronische, Ausgangsbasis dar – aber durchaus klanglich „vollmundig“. Gerade das Saxophon tritt aus dem Off mit viel Hall auf die Bühne, während Schlagzeug, E-Piano und Bass sehr präsent direkt vor dem Hörer spielen. Ein gut eingestelltes Tonabnehmersystem ist für Bohren und der Club of Gore „Dolores“ aber schon notwendig. Ansonsten kommt es zu deutlichen Verzerrungen, die gerade bei dieser Musik sehr stark heraustreten. Lange Zeitspannen zwischen den Anschlägen der Noten und lange Zeitspannen, in denen sich die Klänge entwickeln können, decken jede Unsauberheit in der Abtastung auf.

Für Fans der langsamen Musik ist die Schallplatte eine Kaufempfehlung. Mike Patton war ebenfalls angetan und hat das Vorgängeralbum direkt auf seinem Label veröffentlicht.

cover_dolores

Zu beziehen ist die Schallplatte hier im Plattenladen.

Euer Schallplatten-Checker

Hier könnt Ihr den „Unkerich“ hören – meinen Favourite 😀