Früher war ja mehr Vinyl – mit Michael Jacksons Musik darauf.

Jaja. wir wissen es nun wirklich alle – der König der Pop-Musik (ich bemühe hier absichtlich nicht das englische Original-Phrasenschwein) ist tot. Michael Jackson ist im Alter von fünfzig Jahren gestorben. Was aber für mich und millionen anderer Musikverrückter bleibt, sind seine Schallplatten.
In jeder noch so wüsten 80er Jahre Schallplatten-Sammlung findet sich garantiert mindestens ein Werk aus der Solozeit von Michael. So bin ich auch an meine ersten Jackson-Scheiben geraten. Meine Tante war in den 80ern immer am musikalischen Puls der Zeit und auch dementsprechend immer mit neuen Schallplatten ausgestattet. Bei jedem Besuch durfte ich mir ihre neuesten Platten anhören – meistens ziemlich schnödes Zeug, dem ich bis heute nichts abgewinnen kann (Roxy Music geht nun mal – bis auf ein paar Ausnahmen – nicht).
Damals war ich weniger musik- als technikbegeistert und so ahnte meine liebe Tante nicht, dass ich eher von der schwarzen Scheibe und der Nadel fasziniert war, die da Töne produzierte, als von der neuen Musik.
Tja. Das war mal. Als sie dann das Interesse an neuen Schallplatten verlor, erbte ich ihre gesamte Sammlung. Und – wer war natürlich auch dabei? Michael Jackson und das gleich in zweifacher Ausführung: einmal mit dem Megaerfolg „Thriller“ und mit dem fast ebenso erfolgreichen Follow-up „Bad“.

Cover_Thriller_Michael_Jackson

Thriller hatte mich sofort überzeugt, als ich mich Jahre später dann auch mal um die Inhalte von Schallplatten scherte (zu meiner Verteidigung – bei der Veröffentlichung von „Thriller“ war ich vier Jahre alt). Mit „Beat it“ und „Billie Jean“ hatte ich auch immer zwei Referenztracks, mit denen ich die Belastbarkeit meiner Stereo-Anlage testen konnte. Das ist im Nachhinein sehr erstaunlich, weil in den 80er Jahren der Sound alles andere als dick war. Bei „Billie Jean“ und dem (sorry) fetten Bass und dem kombinierten Bass+Gitarrenlauf von „Beat it“ war mir aber klar, dass der schmächtige Sound an den anderen Scheiben lag und nicht etwa an meiner Anlage. Vielen Dank an Michaels langjährigen Produzenten Quincy Jones, der – selber Musiklegende – immer das richtige Händchen für den Sound hatte und „Off the Wall“, „Thriller“ und „Bad“ mit ihm aufnahm.

Cover_Album_Bad_Michael_Jackson
Michael Jackson: Bad

„Bad“ hatte einen etwas schwereren Start. Die Platte verschwand erst mal in den Sammlungstiefen. Warum weiß ich nicht mehr. Allerdings ist viel wichtiger, dass sie aus den tiefen irgendwann wieder aufgestiegen ist und auf meinem DUAL-Plattenspieler landete. Wie konnte ich nur „Dirty Diana“ (heute mein absoluter Favourite) verschmähen?! Jacko konnte so hervorragend schmachten – und das hat ihn mir so sympathisch gemacht. Eine Femme Fatale anzuschmachten und sich in psychische Abhängigkeit begeben – das konnte ich auch schon. Und Michael lieferte mir Vinyl gewordene Unterstützung.
Muss ich noch was zur „Dangerous“ sagen? Tolles Album! Aber damals vertrieb Sony nur noch auf CD. Deswegen wird hier trotzig darüber geschwiegen 😉

Jetzt hab ich das Netz auch mal zu Michaels Tod gefüttert. Aber auch ich halte seine Schallplatten und seine Musik in Kopf, Herz und Plattenschrank. Alles Gute, Kollege!

Der Schallplatten-Checker

Hier gibt’s übrigens noch Vinyl – im Plattenladen

Deutschland war mal funkiger – German Funk Fieber (Vinyl)

Unter dem Untertitel „infectious rare grooves & krauty schlager wonders“ hat das Hamburger Label Showup Records bereits im Jahr 2007 einen Sampler vorgestellt, der den Hörer – meisstens aber bestimmt den Tänzer 😉 – in die Zeit zurückversetzt, in der Big Bands und Tanzorchester langsam aber sicher durch die fortschreitende Modernisierung der Pop-Musik ihre Arbeitslosigkeit entgegen vor sich hin spießten. Damals gab es ja noch sowas wie „Tanztee“ und Samstag-Abend-Shows in denen die Combos in deutschen Landen sich im Arrangement von Standard-Rhythmen ergingen, damit die damals noch steife Gesellschaft eine Begleitung zum Damenbewegen hatte.

Schallplatte auf Teller
Schallplatte German Funk Fieber

Dem US-Trend des Funk folgend, begaben sich Band-Leader wie Hugo Strasser oder Heinz Kiessling auf neues Terrain und machten kurzerhand – Big Band Funk. Das war nun wirklich eine hervorragende Idee – jetzt verband sich in Deutschland gelernte Genauigkeit mit den neuen Offbeats. Das Ergebnis war ein Funkderivat, dessen Exaktheit und „Auf-den-Punkt“-Spiel nirgends sonst zu finden war.

Zugegeben wirkt bundesdeutscher Funk immer etwas unterkühlt und nicht gerade sonderlich einfallsreich. Die Tatsache aber, dass es in unseren Landen so eine Musik gab, finde ich schon beeindruckend genug. Und so finden sich auf German Funk Fieber herrliche Stücke, die vom ersten Takt jede Party zum funken bringen (s. auch Beatschuppen) – dem Funkbeat kann man sich eben nicht so schnell entziehen. Die Compilation erinnert in ihrer Machart irgendwie der ebenfalls (Zufall?) in Hamburg zusammengestellten Dancefloor Jazz Reihe des legendären Mojo-Club. Sollte ich an ein paar Restexemplare dieser grandiosen Serie kommen, lest Ihr hier garantiert etwas darüber. 😉

Besondere Stücke herauszuheben ist fast nicht nötig. Naja – fast. Besonderen Spaß macht das Stück „Es geht“ der „Was tun Band“. Ohoh, das riecht nach Aufbruch. Und so erschien dieser Track zum ersten Mal auf der Schallplatte „Industrie Rock Zwischen Kokerei und Kanal“ im Jahre 1975 auf dem linken Label „Pläne“. Von diesem Label ist mir noch bekannt, dass Meisterkinderliedermacher Frederik Vahle mit Titeln wie „Ein Mann ist nicht was besseres, sondern ein Kollege“ die neue Welt mit dem literarischen Holzhammer umsetzte – dies nur am Rande. Die von der „Was tun Band“ immer wieder in die feinen Beats hineingerufenen Arbeiter-, Durchhalte- und Emanzipationsparolen wie  „Es geht, es geht – mit Solidarität“ oder „Alles musst Du ausprobier’n – Stärke musst Du demonstrier’n“ wirken ziemlich skuril und outdated. Aber gerade dadurch wecken sie den Charme der Deutsch-Vergangenheit und lassen ein wenig zurückblicken in die Zeit der Dia-Abende.

DER Knüller, weshalb dieser Sampler auf orangefarbenem (!) Vinyl aber definitiv ein Fall für den Warenkorb ist, ist – und schiebt mich bitte nicht in eine falsche Schublade – der Track von Howard Carpendale (sic!). Auf seiner ersten Exil-Single veröffentlichte der zugezogene Südafrikaner „Das schöne Mädchen von Seite 1“. Der Track ist Mist. Den kann man getrost unter der Kategorie „Schlagermatsch“ abheften. Die Single hatte aber noch eine zweite Seite und da muss Howie irgendwie auf Pappen gewesen sein – inklusive Band. Da hört man sphärische Gitarren- und Keyboardflächen, wunderbaren Hammondsound und einen Beat, der sich gewaschen hat. Wer hätte gedacht, dass Carpendale jemals tanzbar gewesen wäre?! „Du hast mich“ ist dermaßen untypisch, dass ich beim ersten Hören gedacht habe: „Moment, die Doors haben weder Funk gemacht, noch sind sie deutsch. Fieber – nun gut.. ;-)“. „Du hast mich“ ist der Knüller auf dieser Schallplatte.

Im Hamburger Plattenladen „Hafenschlamm“ gibt es übrigens noch Exemplare und auch eine zweite Vinyl-Scheibe mit dem sinnigen Titel „German Funk Fieber Vol.2“ ;-). Die kommt irgendwann auch noch mal in die Sammlung.

Hier sind die Titel unter dem MySpace-Account von Showup Records

Beat auf Schallplatten – DER BEATSCHUPPEN

Panatomic heißt ein Musiklabel aus München und gehört zum Club „The Atomic Café“. Seit einigen Jahren fahren die Clubbetreiber aus dem deutschen Süden eine Partyserie, in der es einfach abgehen muss. Leider noch nicht dagewesen, kann ich mir aber sehr gut anhand des Samplers „Beatschuppen“ vorstellen, dass Still stehen dort schwer fallen muss. Regelmäßig füllt sich der Club unter dem Motto „Funk & Soul Underground“.

Über einen Videoschnipselabend von Jürgen Kuttner kam ich auf eine so göttlich schlechte Coverversion von Black Sabbath’s Paranoid, die ich – immer noch vom Lachen schlapp – unbedingt noch mal sehen / hören musste. Dieser treibende Rockklassiker erschien 1971 als Schallplatte auf einer B-Seite als „Hund von Baskerville“ bei Cornet und wurde gesungen von: Cindy und Bert!!! Kaum zu glauben, dass die kitschigen Schlagersänger und Verbrecher von „Immer wieder Sonntags“ so ein wunderbares Kleinod basteln können – aber sie haben 😉

Schallplatten-Cover vom Beatschuppen
Schallplatten-Cover vom Beatschuppen

Als ich sah, dass die Single für nicht unter 60€ bei Ebay über den virtuellen Ladentisch geht, suchte ich weiter und fand schließlich die letzte Möglichkeit, diesen fantastischen Track auf Vinyl zu erstehen. Panatomic brachte den mittlerweile recht raren Sampler „Beatschuppen“ heraus, der noch viele andere unglaublich gute Tracks aus der Beat-Ära auf den Plattenteller holt.

Von den sixties Garagerockern „The Sonics“ gibts den Track „Have Love will travel“, von „Timebox“ den all-time-favourite „Beggin“ und – als absolute Granate – Marsha Gees lange Zeit verschwundenen Motownklassiker „Peanut Duck“ (leider nicht mehr online).

Legt diese Schallplatte auf und Ihr habt eine Party am laufen, die für ca. 70 Minuten (Laufzeit des Albums, ne? ;-)) nicht mehr zur Ruhe kommt. Mittlerweile müsst Ihr Euch aber um diese Scheibe bemühen – das Label schreibt für die LP „ausverkauft“. Bei meinem letzten Kontakt mit Panatomic teilte mir die liebe Sachbearbeitungsdame allerdings mit, das Lager sei nur umgezogen und man könne die übrigen Kopien nicht finden. Das ist zwar schlampig, lässt aber noch auf Restbestände hoffen. Ein Muss!!!

  • D.R. HOOKER – Forge Your Own Chains
  • TIMEBOX – Beggin
  • GEORGIE FAME – No Thanks
  • THE VILLAGE CALLERS – I Don’t Need No Doctor
  • DAVID BOWIE – In The Heat Of The Morning
  • THE LEFT BANKE – I Haven’t Got The Nerve
  • THE TOWER – Slow Motion Mind
  • CINDY & BERT – Der Hund Von Baskerville
  • TERRY REID – Superlungs My Supergirl
  • THE REMO FOUR – Heart Beat
  • T.C. ATLANTIC – My Babe
  • THE REMAINS – Why Do I Cry (live version)
  • ORCHESTRA HARLOW – Freak Off
  • MARSHA GEE – Peanut Duck
  • Before You Lose ItBOBBY VALENTIN – Use It
  • RAY BARRETTO – The Soul Drummers
  • YOUNG HOLT TRIO – Ain’t There Something Money Can’t Buy
  • THE NEW YORK ROCK ENSEMBLE – Fields Of Joy
  • GUESS WHO – It’s My Pride
  • THE SONICS – Have Love Will Travel

—[EDIT]—
Habe heute (30.Jun.2009) das Label Panatomic angeschrieben und nachgefragt, ob sie nicht eventuell Lust hätten, eine Neuauflage schwarzer Scheiben herauszubringen. So aufwändig dürfte das ja wohl nicht sein. Und genügend Abnehmer hätten sie bestimmt. Was meint Ihr?
—[EDIT]—

Mode und Schallplatten – eine echt hippe Mische

Ok, ok. Mode und Musik – vor allem Pomusik – gehen schon seit den Sechzigern Hand in Hand. Wer sich schon mal mit der Pop-Geschichte auseinandergesetzt hat weiß, dass der Rock’n’Roll Petti-Coat und Mini-Rock, Pomade und andere coole Fashion – Items hervorgebracht hat. Die Popper in den Achtzigern, die Punker in den Siebzigern, die Techno-Crowd der Neunziger und viele andere Bewegungen hatten ihren eigenen Kleidungscode.

Heute ist es ein kleines französisches Label in Paris, das beide Pop-Phänomene zusammen bedient. Kitsuné begann 2002 mit ihrer ersten Kollektion, die Anhängern des Elektro und Tech-House auf den Leib geschneidert wurde. Ganz im Stil des Retro, bedient das Unternehmen Youngsters mit Kleidung und Schuhen, die sich auch elektronische Schallplatten auf den Plattenteller legen.

Klangvolle Namen finden sich im Platten – Portfolio von Kitsuné – wie z.B. die New Yorker Art-Group Fischerspooner (Emerge ist eine der Elektrohymnen) und das Hamburger Jung-Double Digitalism (Pogo). Aber auch unbekanntere Acts wie Rex the Dog oder die Combo mit dem lautmalerischen Namen autokratz finden sich im Kitsuné Katalog. Das Label bannt alles auf Vinyl, was kratzig aber gleichzeitig melodisch ist.

Kitsuné Maison Compilation 5
Kitsuné Maison Compilation 5

Eine absolute Einstiegsdroge ist das Remix-Album „Kitsuné Maison Compilation 5“, auf dem sich alle wichtigen Vertreter der Musikvertrieber aus Paris wiederfinden. Alles geremixed – aber alles fantastisch (Danke Anne, Patrick, Felix und Schlenki für die Schallplatte zum 30. ;-))

Besonders der Track Circulate von Rex the Dog ist so unglaublich eingängig, dass man ihn nur schwerlich wieder aus den Ohren bekommt. Schon beim ersten Hören ist man irgendwo an einer südlichen warmen Sommerküste und tanzt mit einer Partycrowd in den Sonnenuntergang. Hört’s Euch an und Ihr werdet wissen, was ich meine.

So sieht’s aus. Viel Spaß beim Hören!