Retro Soul auf Vinyl mit Michael Kiwanuka – Der Soul ist wieder „Home Again“

Michael Kiwanuka Vinyl

Michael Kiwanuka VinylMichael Kiwanuka ist ein Star noch bevor er es ist. Komischer Satz? Ja – aber erklärbar. Denn die BBC hat ihm bereits den Sound of 2012-Award überreicht – noch bevor sein erster Langspieler erschienen ist. Den hat er sich aber auch verdient. Auch wenn, und soviel sei schon mal vorweg genommen, die ganze Scheibe musikalisch nichts Neues ist, so bringt sie doch eine Musikrichtung wieder auf den Plan, die zuletzt von Joss Stone in ähnlicher Authentizität abgerufen wurde: den Soul.

Michael Kiwanukas „Home Again“ hat das Zeug, eine neue Retrowelle auszulösen. Und darüber würde ich mich sehr freuen. Ist der Soul doch eine wunderbar lebendige und authentische Musik – ohne Firlefanz, ohne Effekte, ohne Tricksereien. Music from the bottom of the heart.
Das ist übrigens auch der Maßstab, den Kiwanuka an seine Musik anlegt. Keine Effekte – er möchte alles so machen, wie seine musikalischen Vorfahren Alben komponiert, eingespielt und veröffentlicht haben.
So ist die Instrumentierung auch vorgegeben: Kiwanuka spielt Gitarre, es gibt ein Schlagzeug (sehr dezent), manchmal ein paar Backing-Vocals und ein paar Streicher.

Im Vordergrund: Michael Kiwankuka – ein 24jähriger, dessen Stimme sich so reif und erfahren anhört, als hätte er seine Karriere schon hinter – nicht noch vor sich. Und die liegt garantiert noch vor ihm. Sein Stimmausdruck ist dabei nicht ohne Naivität, denn gerade in Stücken wie „Tell me a Tale“ schafft es Kiwanuka, seiner Stimme im Refrain eine träumerische und fröhliche Wendung zu geben, die sehr subtil, an der aber auch seine Jugend anzumerken ist wenn er singt: „I need good, good lovin'“.

Bleiben wir mal kurz bei dem Eröffnungstrack „Tell me a Tale“. Allein das Schlagzeug wirkt aufgewühlt und leicht hektisch und erinnert an Dave Brubecks „Take Five“. Das ganze Stück ist getrieben, kommt aber spontan zum Refrain wieder zur Ruhe, nur um dann wieder Geschwindigkeit aufzunehmen. Auch in der Stimme Kiwanukas spiegelt sich dieses Wechselspiel. Der Track ist übrigens für die Elektonikjünger da draussen Futter für Remixe. Tracks wie „Rose Rouge“ von St. Germain könnten hier Pate stehen.

Im zweiten Stück „I’m getting Ready“ wird’s träumerisch und religiös – Kiwanuka macht sich bereit, um zu glauben. Das in wunderschönstem Soul und Gospel-Stil. Glaubensbekundungen stehen schließlich im Pflichtenheft des Soul – Aretha Franklin hat ganze Meter von Schallplatten mit religiösen Liedern aufgenommen und veröffentlicht.

Kiwanuka, der Otis Redding zu seinen Vorbildern zählt, feiert gerade seinen Durchbruch in Adeles Vorprogramm und wird sich auch hierzulande herumsprechen. „Titel, Thesen, Temperamente“ strahlte bereits Mitte Februar eine fünfminütige Reportage aus – und feierte Kiwanuka.

Zur Aufnahme: Wie bereits oben erwähnt, ist die Aufnahme schnörkellos und recht gut produziert. In den Stücken, an denen viele Instrumente beteiligt sind (z.B. „Always waiting“) öffnen die Streicher das Stereo-Bild wunderschön, wo doch Gitarre und Stimme ziemlich genau im Zentrum thronen. Das füllende Klavier spielt unaufdringlich im rechten Kanal, die Percussions erhalten ein wenig Hall und dringen aus der Ferne ans Ohr. Verbleiben noch die Backing-Vocals, die das Spektrum angenehm auffüllen.

Das Vinyl kommt schmucklos daher – eine Vinyl-Scheibe, recht eng beschrieben – (mehr Dynamik braucht es bei der Musik aber auch nicht). Etwas nervig ist das Brummen, das zwar leise und nicht sonderlich störend in den Zwischenräumen und den besonders leisen Stellen und bei den Fade-Outs zu Tage tritt. Da muss wohl bei der Überspielung bzw. beim Cutting was schief gelaufen sein… Was soll’s. Ist Soul – und Seelen sind nie perfekt 😉
Das Cover ist sehr reduziert in braun gehalten, so dass Kiwanuka in feinen Sepiatönen in Denkerpose herausgearbeitet werden konnte. Ganz im Sinne der Star-Bildung ist Kiwanuka im Inner-Sleve in vielerlei Posen abgebildet.

„Home Again“ ist eine eindeutige Kaufempfehlung. Vor allem, wo gerade der Frühling vor der Tür steht und die ganze aufwallenden Gefühle ein wenig Unterstützung aus dem Plattenregal gebrauchen können.
Viel Spaß dabei wünscht Euch Euer Schallplattenchecker

Michael Kiwanuka – Home Again – Vinyl

Soul at its best aus dem Jahre 2012 – Michael Kiwanukas Stimme bringt den Soul zurück

Mit dem Album „Home Again“ meldet sich Miacheal Kiwanuka im Musikgeschäft und an und den Soul zurück. Wundervoll gefühlvolle zehn Tracks auf Vinyl zum versinken zeigen, dass der Soul nicht altmodisch ist, sondern immer modern bleiben wird.

Rating by Marcel: 4.5 stars
****1/2

 

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