Denon DL 103 – der Schallplattencheck tastet jetzt oldschool ab

Mehr als ein Tonabnehmer – eine Legende hört jetzt zusammen mit mir Platten ab. Frisch produziert und doch ein Opa. Alt aber doch agil. Langweiliges Äußeres aber doch ungemein attraktiv – das ist das DL 103.

Geschrieben wurden schon hunderte von Artikeln, Beiträgen und Kommentaren über das Abnehmersystem aus den 60ern . Vieles davon ist auch Murks. Was stimmt: Das DL 103 wurde im Auftrag des Japanischen Rundfunks NHK von Denon entwickelt und sollte dem Rundfunk als zuverlässiger Spielpartner dienen. Den professionellen Hintergrund merkt man auch heute noch. Jedem Abnehmersystem liegt ein individuelles Meßprotokoll bei. Darauf sieht man den Frequenzgang des Systems und der ist…linear.

20140126-161701.jpg
Anspruch war es, ein jederzeit einfach austauschbares System zu schaffen, dass immer dieselben Eigenschaften besitzt. Mit dem Protokoll stellt Denon dies bis heute unter Beweis.

Das System ist ein MC-Abnehmer mit einem sehr niedrigen Ausgangsstrom von 0,3 bis 0,4 mV. D.h. man braucht einen sehr guten Phonovorverstärker, weil der Ausgangsstrom niedrig, die Verstärkung um so größer und deshalb das Eigenrauschen des Verstärkers möglichst niedrig sein muss. In meinem Fall spielt die Trigon Vanguard I. Viele High-End-Händler überschlagen sich mit Ratschlägen, das System an einen Übertrager anzuschließen, der den Ausgangsstrom erhöht. Tut man dies nicht, würde das System nicht voll zur Geltung kommen, man solle mindestens das dreifache des Systempreises für einen Vorverstärker ausgeben – etc.

Mein erster Eindruck? Alles Quatsch. Im Vergleich zu dem vorher spielenden Goldring 2100 ist das Denon am Vanguard eine Offenbarung. Beeindruckt hat mich die Verzerrungsfreiheit, mit der das System auch anspruchsvollste Passagen liest. Auch auf der inneren Rille.

Auch begeisternd: Die Dynamik. Dank der Rauschfreiheit des Trigon lassen die vorher nur stillen Passagen auf z.B. Talk Talks „Laughing Stock“ auf einmal Grundgeräusche aus dem Studio hervortreten. Auf dem ersten Stück der zweiten Seite hört man eine ruhig vor sich hin drehende Leslie. Details zu erkennen macht auf einmal wieder Spaß mit diesem System. Berlioz‘ Symphonie Phantastique ist in einer normalen Mietwohnung wie meiner nicht zu hören, möchte man die leisesten Passagen genauso aufmerksam und detailreich hören, wie sie das Denon wiedergibt. Die Dynamik beim einsetzenden Orchester ist einfach zu groß.

Was den Tonarm angeht: Das Denon DL 103 spielt bei mir auf einem Thorens TD 290 MKII – einem Plattenspieler mit einem etwas schwereren Tonarm (TP40). Fast alle Händlerseiten schwören, das System müsse auf einen schweren Tonarm aufgrund der niedrigen Nadelnachgiebigkeit (Compliance) – nein. Muss nicht. am TP40 spielt das System frei, sicher, luftig und transparent. Die Kombination aus Thorens TD 290 MKII und Denon DL 103 kann ich also nur empfehlen.

Leute – nehmt das Geld für dieses System in die Hand – es ist jeden Cent wert.

20140126-161710.jpg