Schmetterlinge im Tunnel – über das neue Album der Editors

Musik, die sich in die allgemeine Kategorie „Indie“ schieben lässt, schiebe ich in aller Regel in meine persönliche Kategorie „uninteressant“. Das wäre mir wahrscheinlich auch mit den Editors so gegangen, hätte ich nicht durch Zufall CampusFM meiner alten Alma Mater – der Universität Duisburg – Essen – gehört und das in den Semesterferien.

Dann nämlich läuft eine Schleife von höstens zwei Stunden Dauer und alle Musikstücke und Moderationen grüßen das Murmeltier. Alle zwei Stunden war ich für diese gewisse Monotonie aber sehr dankbar, weil sich dann auch dieser eine Track mit der Mischung aus Depeche Mode und Camouflage wiederholte, der mir absolut nicht mehr aus dem Kopf ging.

Es war „Papillon“ von dem kürzlich erschienenen Album „In This Light and On This Evening„.

Zugegeben, der Track ist echt simpel aufgebaut – bekommt aber einen besonderen Kick durch den simplen und unterkühlten Einsatz längst aus der Wavezeit bekannter Instrumentierungen. Da findet sich der synthtische Sound eines Mini-Moogs, gesampelte Rhytmen und ebenfalls gesampelte „Ah“s wie zu besten New Order Zeiten.

Dazu kommt noch die fantastisch dunkle und im Timbre sehr ungewöhnliche  Stimme von Tom Smith und fertig ist der Ohrwurm. Eigentlich wird der Ohrwurm erst durch den Refrain-Schluß fertig: „It kicks like a sleep twitch“ – Dann ist er aber perfekt. Und das, obwohl niemand so wirklich etwas mit „Sleep-Twitch“ anfangen kann. Der Begriff scheint selbst in englischsprachigen Ländern ungewöhnlich zu sein, wenn man die diversen nach Sinn heischenden Einträge der Foren verfolgt [1]. Am besten übersetzt scheint die Stelle mit „Schlaf-Krampf“ zu sein. Die Deutung obliegt dem Rezipienten 😉

Die Schallplatte habe ich mir dann in der Hoffnung auf noch mehrere von diesen grandiosen Stücken gekauft. Leider fand ich mich beim Durchhören des Vinyls enttäuscht. Bis auf den Titeltrack „In this Light and on this Evening“ und „Papillion“ ist das Album zu vernachlässigen. Hier tut sich wieder meine persönliche „Indie“-Schublade auf und lässt die Schallplatte in meinem Schrank verschwinden. Keiner der übrigen Tracks verfügt über Höhepunkte. Der Versuch, Musik wie Kraftwerk zu machen („Bricks and Mortar“), ist kläglich gescheitert.  Die Editors haben wahrscheinlich nicht verstanden, dass Kraftwerk über die Innovation des Klangs erfolgreich wurde. Das ganze einfach aufzuwärmen und ein paar belanglose Zeilen drüberzusingen reicht in meinen Ohren nicht.

Leider ist auch die Pressung kein Hit. Zwar ist der Sound nicht gar so matschig wie der auf dem letzten Coldplay-Vinyl. Allerdings auch nicht gerade brilliant und störungsfrei. Zudem scheine ich ein fehlerhaftes Exemplar erhalten zu haben – ein schöner Durchzieher ziert Seite B. Was soll’s.  Für eine Indie-Band sind auf dem Album zwei Tracks sehr gut – der Rest ist belanglos und eignet sich höchstens für ganz leise Hintergrunduntermalung.

Hier kommt noch die Tracklist:

  • In This Night and on This Evening
  • Bricks and Mortar
  • Papillon
  • You Don’t Know Love
  • The Big Exit
  • The Boxer
  • Like Treasure
  • Eat Raw Meat = Blood Drool
  • Walk The Fleet Road

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